Leica Geosystems im Gespräch: Präzision, Partnerschaft, Zukunfttrends
- Martin Trimmel

- vor 1 Tag
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Leica Geosystems steht seit Jahrzehnten für Präzision, Verlässlichkeit und technologische Innovation in der Vermessung. Im Gespräch mit Philipp Zebedin, Teamleiter Geodäsieprodukte bei Leica Geosystems Österreich, geht es um aktuelle Entwicklungen im GNSS-Bereich, den österreichischen Markt und die Rolle moderner Lösungen.

1. Herr Zebedin, Sie leiten den Bereich Geodäsieprodukte bei Leica Geosystems Österreich – was genau umfasst Ihre Aufgabe?
Ich bin für das gesamte Portfolio an Geodäsie- und Laserscanning-Produkten verantwortlich - also GNSS, Tachymeter, Laserscanner und die dazugehörigen Softwarelösungen. Neben dem Produktmanagement betreue ich gemeinsam mit unserem Verkaufs Team den österreichischen Markt und unsere Vertriebspartner. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass Leica Systeme in jeder Anwendung zuverlässig funktionieren und Anwendern echte Effizienz im Alltag bringen.
2. Wie würden Sie den österreichischen Markt im Bereich GNSS und Vermessung beschreiben?
Österreich ist ein sehr anspruchsvoller Markt. Unsere Kunden arbeiten oft unter schwierigen topografischen Bedingungen – in alpinem Gelände, bewaldeten Gebieten oder engen Städten. Deshalb ist Zuverlässigkeit besonders wichtig.Gleichzeitig sehen wir ein breites Spektrum an Anwendern: von klassischen Vermessungsbüros bis hin zu Gemeinden und Energieversorgern, die zunehmend moderne GNSS- und GIS-Lösungen einsetzen, um ihre Abläufe zu vereinfachen und Daten effizienter zu verwalten.
3. Welche technologischen Entwicklungen waren in den letzten Jahren aus Ihrer Sicht die größten Game-Changer im GNSS-Bereich?
Der größte Fortschritt war aus meiner Sicht die Neigungskompensation. Sie hat die Art und Weise, wie im Feld gemessen wird, grundlegend verändert. Anwender müssen den Empfänger nicht mehr exakt lotrecht halten und können trotzdem zentimetergenaue Ergebnisse erzielen, das spart enorm Zeit und macht die Arbeit sicherer.
Ein weiterer entscheidender Schritt ist die Verarbeitung von Multi-Konstellations-GNSS. Moderne Empfänger kombinieren Signale aus mehreren Satellitensystemen wie GPS, GLONASS, Galileo und BeiDou. Dadurch steigt nicht nur die Genauigkeit, sondern vor allem die Zuverlässigkeit der Messung, selbst unter schwierigen Bedingungen wie im Wald, in engen Gassen oder an Böschungen.
4. Wie wichtig ist die Integration von Cloud-Lösungen heute in der Geodatenerfassung?
Extrem wichtig. Früher war Vermessung oft ein isolierter Prozess. Heute sind Daten in Echtzeit im Büro verfügbar. Ob für Gemeinden, Energieversorger oder Bauunternehmen: Cloud-basierte Workflows sparen Zeit, vermeiden Fehler und machen Entscheidungen vor Ort möglich. Lösungen wie Zeno Mobile One oder auch Partner-Apps wie FieldMaps, SmartClient oder Mergin Maps zeigen, wie einfach sich Leica-Hardware mit flexiblen Softwarelösungen kombinieren lässt.
5. Viele GIS Anwender arbeiten inzwischen mit Tablets statt klassischen Controllern. Wie reagiert Leica auf diesen Trend?
Wir begrüßen diesen Trend. Tablets sind intuitiv, haben große Displays und laufen mit moderner Software. Wichtig ist aber, dass die Verbindung zur Präzision nicht verloren geht. Deshalb legen wir großen Wert darauf, dass unsere GNSS-Empfänger offen sind, etwa durch Zeno Connect, das eine zuverlässige Verbindung zu Android- oder Windows-Apps ermöglicht. So bleibt der Anwender von Leica Geosystems Instrumenten frei in seiner Softwarewahl.
6. Wie sehen Sie die Rolle von SmartNet Austria im Zusammenspiel mit modernen GNSS-Empfängern?
SmartNet ist das Rückgrat für die präzise Echtzeitpositionierung in Österreich. Das Netz ist flächendeckend, stabil und wird laufend modernisiert. In Kombination mit unseren Empfängern erhalten Anwender eine sehr robuste Lösung, egal ob im Flachland oder im Hochgebirge.
7. Welche Rolle spielen Partnerfirmen wie mobileGIS in diesem Ökosystem?
Eine sehr wichtige. Leica Geosystems kann hervorragende Hardware und Netzwerke bieten, aber erst durch spezialisierte Partner wie mobileGIS entstehen komplette Lösungen. Sie kennen die Anforderungen der Gemeinden, Energieversorger und Leitungsbetreibern genau und können Hardware, App und Datenmanagement perfekt aufeinander abstimmen. Diese Nähe zum Anwender ist entscheidend.
8. In der Praxis sind Zuverlässigkeit und Support oft entscheidend. Wie stellt Leica sicher, dass Anwender auch im Feld optimal unterstützt werden?
Leica Geosystems investiert stark in Schulungen, Service und Partnerschaften. Unsere autorisierten Partnerbetriebe sind zertifiziert, regelmäßig geschult und verfügen über direkten Zugang zu unseren Support-Kanälen. Wenn ein Anwender ein Problem im Feld hat, bekommt er schnell Hilfe, entweder über den Partner oder direkt über uns. Das ist uns ein echtes Anliegen.
9. Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten Jahren im Bereich GNSS-Positionierung?
Die Robustheit der Positionierung wird weiter steigen. Moderne Multi-Konstellations-Empfänger nutzen Signale von GPS, Galileo, GLONASS oder BeiDou parallel und werden durch zusätzliche Satelliten künftig noch widerstandsfähiger gegen Abschattungen und Ausfälle.
Gleichzeitig wachsen Cloud-Workflows und Sensorfusion immer enger zusammen. Funktionen wie Neigungskompensation, integrierte IMUs und automatisierte Qualitätsprüfungen machen die Datenerfassung im Feld schneller und sicherer und die Ergebnisse stehen nahezu in Echtzeit im Büro zur Verfügung.
10. Und zum Schluss: Was bedeutet für Sie „when it has to be right“?
Für mich bedeutet das: höchste Genauigkeit, kombiniert mit Verlässlichkeit im Alltag. Egal, ob bei minus 10 Grad auf der Alm oder bei 35 Grad auf der Baustelle – ein Leica-System funktioniert einfach. Diese Qualität ist das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung und konsequenter Entwicklung.


