RTK, NTRIP, GNSS Korrekturdaten verständlich erklärt
- Martin Trimmel

- 25. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Sept.
Wer mit GNSS-Ausrüstung im Außendienst arbeitet oder eine Investition plant kommt an einem Begriff nicht vorbei: RTK-Korrekturdaten. Oft wird mit „RTK-fähig“ oder „zentimetergenau“ geworben. Doch was steckt dahinter – und wie funktioniert das in der Praxis?

In diesem Beitrag erklären wir verständlich, wie GNSS-Korrekturdaten über Dienste wie APOS, HxGN SmartNet und NTRIP bereitgestellt werden und was man wissen sollte, um im Feld zuverlässige Positionen zu bekommen.
Warum braucht GNSS überhaupt Korrekturdaten?
GNSS-Empfänger (z. B. im Smartphone oder in einer professionellen GNSS-Antenne) empfangen die Signale von Satelliten, die ihre Bahnparameter und die genaue Sendezeit enthalten. Daraus lässt sich grundsätzlich die Position auf der Erdoberfläche berechnen. Diese Rohsignale sind aber nicht frei von Fehlern.
Die Hauptgründe für Abweichungen:
Signalverzögerung in der Atmosphäre
Beim Weg durch die Ionosphäre und Troposphäre wird das Funksignal abgebremst.
Die Stärke dieser Verzögerung hängt von der Sonnenaktivität, der Tageszeit, der Wetterlage und dem Beobachtungswinkel ab.
Das führt zu messbaren Abweichungen von mehreren Metern.
Uhr- und Bahnfehler
Jeder Satellit hat eine hochpräzise Atomuhr – diese ist aber nicht perfekt und driftet leicht.
Auch die berechnete Umlaufbahn (Ephemeriden) weicht minimal vom realen Kurs ab.
Selbst kleine Abweichungen summieren sich über die große Distanz (20.000 km Satellitenhöhe) zu Metern an Fehler.
Lokale Störeinflüsse (Multipath, Abschattung)
Gebäude, Bäume, Felsen oder sogar Fahrzeuge können die GNSS-Signale reflektieren.
Dadurch empfängt der Empfänger ein direktes und ein reflektiertes Signal – was zu falschen Laufzeitmessungen führt.
In engen Straßenschluchten oder unter Bäumen ist dieser Effekt besonders stark.
Das Ergebnis ohne Korrektur:
Typische Genauigkeit: 2–5 Meter.
Für Navigation im Auto oder Wandern völlig ausreichend.
Für technische Dokumentation (z. B. Leitungsdokumentation, Vermessung, Bauwesen) viel zu ungenau.
Lösung: Korrekturdaten und RTK
Um die unvermeidbaren Fehler in den GNSS-Signalen auszugleichen, kommen Korrekturdienste zum Einsatz. An festen Bodenstationen sind die Koordinaten zentimetergenau bekannt. Diese Stationen empfangen die gleichen Satellitensignale wie das mobile Gerät und vergleichen die gemessenen Werte mit den berechneten Idealwerten. Aus den Abweichungen werden Korrekturdaten ermittelt, die in Echtzeit an den Empfänger im Feld übertragen werden. Dieser kann die Korrekturen sofort in seine Positionsbestimmung einfließen lassen.
Das Verfahren nennt sich RTK, Real Time Kinematic. Es wertet zusätzlich nicht nur die reine Laufzeit der Signale, sondern auch die Trägerphase aus. Auf diese Weise lässt sich die Genauigkeit von mehreren Metern auf wenige Zentimeter steigern. Voraussetzung dafür ist allerdings eine stabile Mobilfunkverbindung zum Korrekturdienst sowie eine ungestörte Sicht auf ausreichend viele Satelliten.
Damit wird aus einem „grob richtigen“ GNSS-Signal eine vermessungstaugliche Koordinate.
Korrekturdatendienst – was ist was?
In Österreich gibt es mehrere etablierte Korrekturdienste:
APOS – Österreichisches Vermessungswesen
Bereitgestellt vom BEV (Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen)
Betrieb eines flächendeckenden Referenzstationsnetzes
Zugang über persönliche Anmeldung (meist kostenpflichtig, je nach Nutzung)
HxGN SmartNet – Kommerzieller RTK-Dienst von Leica Geosystems
Hochverfügbarer Korrekturdienst mit dichter Referenzstationsabdeckung in Österreich
Integriert direkt mit Leica GNSS-Empfängern, aber auch offen für andere Systeme
Zugang via NTRIP mit persönlichem Login, Lizenzmodelle je nach Laufzeit (Monat/Jahr)
Vorteile: Hohe Verfügbarkeit, stabiler RTK-Fix auch in schwieriger Umgebung, internationale Abdeckung (für grenzüberschreitende Projekte)
EVN – Echtzeitpositionierung
Korrekturdatendienst auf Basis von 18 permanenten Referenzstationen
verfügbar in Wien, Niederösterreich, Burgenland, sowie in Teilen der Steiermark und Oberösterreich
Zugang über Internet (Benutzernamen und Passwort)
Regelmäßige und umfassende Qualitätssicherung in Zusammenarbeit mit der TU Wien
Alle Dienste stellen RTCM-Daten über das Internet zur Verfügung – per sogenanntem NTRIP-Protokoll und ermöglichen eine Genauigkeit im unteren Zentimeter-Bereich.
NTRIP – das unsichtbare Rückgrat
NTRIP (Networked Transport of RTCM via Internet Protocol) ist ein Standardprotokoll zur Übertragung von GNSS-Korrekturdaten übers Internet.
In der Praxis bedeutet das: Der GNSS-Empfänger oder die verwendete App (z. B. Zeno Mobile oder Zeno Connect) meldet sich bei einem NTRIP-Caster an, lädt einen sogenannten „Mountpoint“ und empfängt darüber die Korrekturdaten live.
Voraussetzungen:
Internetverbindung (z. B. über das Mobilfunknetz)
Zugangsdaten vom Korrekturdienst
Unterstützung des NTRIP-Protokolls durch App oder Empfänger
Was muss man praktisch einstellen?
Ein typischer RTK-Workflow in der Praxis sieht so aus:
GNSS-Empfänger mit dem mobilen Gerät verbinden (Bluetooth oder USB)
App starten (z. B. Zeno Mobile, Mergin Maps, Field Maps, etc.)
NTRIP-Zugang konfigurieren:
Serveradresse
Benutzername & Passwort
Auswahl des richtigen Mountpoints
RTK-Status beobachten: Sobald die Korrekturen ankommen, wechselt der Status auf „Fix“ – jetzt arbeitet das System zentimetergenau




